Die bayerische Baukonjunktur kühlt nach Jahren kräftiger Auftrags- und Umsatzsteigerungen ab. Seit dem Sommer behindern Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien und- Vorprodukten die Bautätigkeit. Im öffentlichen Hoch- und Tiefbau und im Wohnungsbau führen hohe Baukosten, steigende Bauzinsen und – im Wohnungsbau – seit Jahresanfang fehlende Förderungen zu einer rückläufigen Nachfrage.
Trotzdem kann in diesem Herbst von einem Konjunktureinbruch am Bau noch keine Rede sein. Denn weit über 70% der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit zufriedenstellend bis gut. Auffallend ist aber die verschlechterte Lage im öffentlichen Hochbau. 40% der in diesem Segment tätigen Bauunternehmen klagen über eine schlechte Geschäftslage. Auch im Straßenbau sehen sich 35% der Unternehmen mit einer schlechten Geschäftslage konfrontiert.
Reale Umsätze in 2022 leicht rückläufig
Das Baugewerbe erwartet für das Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr rund 10% steigende Umsätze. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede. Während im Wohnungsbau, im Wirtschaftsbau und im Ausbau deutliche nominale Umsatzsteigerungen erwartet werden, werden die nominalen Umsätze im Straßen- und Tiefbau und im öffentlichen Wohnungsbau allenfalls das Niveau von 2021 erreichen. Die reale Umsatzentwicklung im gesamten Baugewerbe wird voraussichtlich unterhalb des Vorjahres bei -7% liegen.
Deutlicher Umsatzrückgang in 2023 erwartet
Der Wohnungsbau wird auf absehbare Zeit von vielen Faktoren ausgebremst. Stark gestiegene und anhaltende Materialkostensteigerungen, fehlende Förderinstrumente, fehlendes Bauland in den Metropolregionen, hohe und kostenträchtige staatliche Bauauflagen, extrem gestiegene Bauzinsen und eine anhaltend hohe Inflation führten in den vergangenen Monaten zu einer einbrechenden Nachfrage. In den kommenden Monaten ist nicht mit einer Besserung zu rechnen. Entsprechend pessimistisch bewerten die Unternehmen die Umsatzentwicklung im Wohnungsbau im kommenden Jahr. Über 75% der Unternehmen erwarten geringere Umsätze in dieser Sparte. Mit Ausnahme des Ausbaus werden von der Mehrzahl der Firmen für alle Bausparten in 2023 Umsatzrückgänge erwartet. Der LBB prognostiziert für das kommende Jahr einen spürbaren realen Umsatzrückgang zwischen 3% und 5%, allerdings ausgehend von einem hohen Niveau.
Beschäftigtenaufbau im Baugewerbe hält an
Das Baugewerbe wird als Arbeitgeber immer wichtiger. In den vergangenen 10 Jahren erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten in den mittelständischen Bauunternehmen von 130.998 auf 174.000. Um dem bestehenden Fachkräftemangel zu begegnen, setzt das Bau-handwerk auf qualifizierte Ausbildung. Mehr als die Hälfte der Betriebe will die Zahl der Lehrlinge in 2023 gegenüber 2022 halten und fast 30% der Betriebe will mehr Auszubildende als bisher für einen Bauberuf gewinnen – deutlich mehr, als in den Jahren zuvor.
Quelle: Mitgliederumfrage des Landesverbandes Bayerischer Bauinnungen; eigene Auswertung